Mainpost, 17.05.2021, Hanns Friedrich
„Es war Anfang Mai vor zwei Jahren, als wir auf einer frisch gemähten Wiese ein angemähtes, totes Rehkitz fanden und in der Ferne die Mutter nach ihrem Kitz rufen hörten.“ Andreas Pfister aus Bastheim hat dieses Geschehen heute noch vor Augen. „Es war schrecklich, vor allem, da die Mutter eine Woche lang auf dieser Wiese nach ihrem Kitz suchte.“
Das war Grund genug zu handeln und einen kleinen Helferkreis zu bilden, dessen Mitglieder aus der Landwirtschaft kommen, oder Jäger und Naturliebhaber sind. Dieser Verein nennt sich „Tierfinder Rhön e.V.“ und hat im Logo die drei Kreuze der Rhön sowie im Anschnitt die Silhouette eines Rehkitzes, entworfen vom 2. Vorsitzenden Marco Wagner aus Bischofsheim. Das „Rote Kreuz“ symbolisiert die Verbindung zur Tierrettung. Mittlerweile gehören dem Verein auch Wildnispädagogen und das Netzwerk „Große Beutegreifer“ des Landesamtes für Umwelt und Naturschutz an, erklärt Vereinsgründer Pfister.
Eine Drohne mit Wärmebildkamera spürt die Rehkitze auf
Tierfinder Rhön e.V. mit Sitz in Bastheim hat mittlerweile eine Drohne mit einer Wärmbildkamera beschaffen können und einige Mitglieder besitzen entsprechende Drohnenführerscheine. Mit Hilfe dieser Drohne ist es möglich, Rehkitze und andere Tiere aus der Luft aufzuspüren. Andreas Pfister sagte bei der Vorstellung des Vereins auf einer Wiese am Waldrand von Bastheim, dass man insgesamt drei Drohnen brauche, um im gesamten Landkreis Rhön-Grabfeld solch rettende Sucheinsätze anbieten zu können.
Eingebunden werden dabei immer die Landwirte, die gesetzlich verpflichtet sind, vor der Mahd die jeweilige Wiese nach Jungtieren abzusuchen. „Genau da können wir dann helfen“, sagt Andreas Pfister. Vor allem an Waldrändern befänden sich die Einsatzgebiete, da die Rehmütter in den nahe gelegen Wiesen ihre Kitze ablegen würden. Pro 100 Hektar schätzt Andreas Pfister sechs bis sieben Rehe und in den Wiesen zwischen ein bis drei Kitze, die dort liegen.
Gesucht wird ganz früh am Morgen
Mit der Drohne kann dieses Gebiet dann in einer Höhe von 20 bis 25 Metern überflogen werden. Die hochauflösende Wärmebildkamera zeigt den genauen Ablageort des Tieres. „Das nehmen wir dann aus der Gefahrenzone, zum Beispiel in einem Korb und natürlich mit Handschuhen und tragen es an den Waldrand, sodass die Rehmutter es findet.“ Gesucht wird am Tag der Mahd, und zwar ganz früh am Morgen, so gegen 5 Uhr. Der Flug in den Morgenstunden ist deshalb wichtig, da dann die Temperaturunterschiede zwischen Kitz und Umgebung ideal sind. Bei einer Sonneneinstrahlung würden auch andere warme Stellen angezeigt werden
Die Drohne hat eine Suchkapazität von circa einem Hektar in 20 Minuten und kann dadurch in kurzer Zeit eine große Fläche abdecken. Man bekommt damit einen kompletten Überblick über die Wiese und durch einen Flugplan, der automatisiert abgeflogen wird, ist die Sicherheit gegeben, dass die gesamte Fläche abgedeckt wird und keine Lücken bleiben.
Die Tierfinder Rhön e.V. sind ab sofort einsatzbereit. Landwirte, die die Hilfe vor dem Mähen ihrer Wiese in Anspruch nehmen wollen, sollten sich bei Andreas Pfister, Kärnersweg 2 in 97654 Bastheim unter 09773/899 877 oder 0175/3688407 melden. Die Mailadresse lautet kontakt@tierfinder-rhoen.de. Wer die Tierfinder Rhön e.V. unterstützen möchte, kann diese über das Spendenkonto der VR-Bank Rhön-Grabfeld DE 67 7906 9165 0000 8532 83 tun. Diese Hilfe ist notwendig, um weitere Drohnen beschaffen zu können. Ein derartiges Gerät kostet rund 8000 Euro. Der junge Verein würde sich auch über weitere neue Mitglieder zur Unterstützung freuen.